Sonntag, 7. August 2011

Affentheater in 5 Akten

Die MONKEY ISLAND Serie ist glaube ich fraglos ein Klassiker unter den Adventure-Spiel-Reihen. Mit TALES OF MONKEY ISLAND geht die Serie seit 1990 in die 5. Runde. Nach etwas mehr als 15 Jahren Spiel-Geschichte sind 5 Teile nicht besonders viele, aber wenn man sich vor Augen hält, das das Genre der klassischen Point'n'Click-Adventure schon ein paar Mal Totgesagt war, ist das schon mal nicht wenig. Und wenn wir gerade bei Todgesagte sind: LeChuck ist wieder da!

talesofmi_mightypirate

Nun hat sich das Genre über die Jahre auf einer Art geändert, aber auf der anderen Art auch wieder nicht. Man kann also durchaus bei klassischen Grafikadventure von Retrogaming sprechen. Geändert hat sich, nach einigen Wirrungen um die Jahrhundertwende, die Steuerung soweit seit den 80zigern kaum etwas. Man kickt den Helden oder die Heldin des Spiels immer noch durch die Gegend und muss Dinge aufsammeln. Die Spiele sind vielleicht etwas kürzer geworden als jene aus den 80zigern und Anfang der 90ziger des letzten Jahrhunderts. Das sehe ich allerdings nicht als Nachteil. Die Spielzeit von jenen "längeren" Spielen hat sich doch oft durch langes herum- und hinundhergerenne verlängert. Außerdem habe ich liebe ein kurzes, aber dafür kompaktes Spiel, das einen durch seine Story und Dichte fesselt, als eines das mich durch langes rumgesuche/gelaufe frustriert.

Nun hat allerdings gerade MONKEY ISLAND eine bewegte Geschichte. Teil 1 und 2 waren nicht nur Hits im Genre und halten heute noch als Referenz her, Teil 3 ließ lange auf sich warten, aber überzeugte dann wieder und Teil 4 war (teilweise zurecht) ein Flop. Der Flop hatte allerdings nicht an der Story gelegen, die meiner Meinung nach wieder exzellent gewesen war, sondern an der Technik. 3D und Tastatursteuerung wollten nicht so recht zum Genre passen. Und wie ist Telltale nur quasi Teil 5 gelungen? Kann er sich mit den ersten 3 Teilen zu mindestens messen?

Meiner Meinung nach ja! Die 3D-Technik ist seit 1999 nun auch schon ein wenig weitergekommen. Guybrush und Co. sehen nicht mehr ganz so eckig aus und die Maus kommt auch wieder zum Einsatz. Wobei man hier Guybrush zwar mit der Maus steuern kann, aber beim bewegen einen merkwürdigen Hybriden geschaffen hat. Kann man bei einer klassischen Steuerung einfach wohin klicken bzw. doppelklicken und die Figur marschiert dann dort auch hin, geht das bei TOMI nicht oder nur wenn man dabei eine Location anklickt. Klickt man ins Leere bewegt sich Guybrush nicht. Man muss für so eine Aktion die linke Maustaste festhalten und dann die Maus in die Richtung schieben in der Guybrush gehen soll. Oder eben die Richtungspfeile auf der Tastatur benutzen. Das ist umständlich. Mit einer Maus geht es sehr unhandlich zur Sache. Bei mir, der ich einen Trackball benutze, ging das trotzdem noch bequem vom Sofa aus. Unverständlich ist das schon. Hier kommt die selbe Telltale-Engine zum Einsatz wie bei SAM & MAX SEASON 1 & 2. Warum also diese merkwürdige Steuerung. Hatte man für die noch merkwürdigere Steuerung für WALLACE & GROMIT nicht schon genug Kritik bezogen? Die Wege der Entwickler ist manchmal unergründlich!

talesofmi_voodoolady

Nun aber zu der Story und den Rätseln. Die Story? Ja, hey, LeChuck ist zurück und will zum bösen Piratengott werden. Das reicht schon. Liebevoll wird hier eine schöne Story gesponnen, bei der wieder viele bekannte Figuren wie natürlich Elaine, Stan und natürlich die Voodoo-Lady (die als Running Gag immer noch keinen Namen hat) vorkommen, aber auch ein paar neue Charaktere wie die Piratenjägerin Morgen LeFay. Es gibt in der Story ein paar schöne Twists'n'Turns und nette Nebenereignisse, die wie immer aktuelle Trends (wie z.B. das sammeln von Figuren und Merchandising) auf die Schippe nehmen bzw. in die Piratenwelt von Ron Gilbert ziehen. manchmal sind die Gags ein wenig merkwürdig, was allerdings teilweise auch daran liegt, das sich eben viele nicht ins Deutsche übersetzen lassen. man hat sich wirklich Mühe gegeben, aber so richtig gelungen ist es nicht immer. Besonders die 4. Episode hat darunter gelitten. So ist jene schon Rätseltechnisch ein wenig dröge, aber die Gerichtssaal- und Anwaltserien-Gags zünden im Deutschen kaum.

Da wären wir schon bei den Rätseln. Die Rätsel sind bei leibe nicht mehr so heftig wie zu Zeiten von Teil 1 und 2. Sie haben aber das Niveau von Teil 3 und 4. Also herausfordernd, aber man muss höchstens um zwei Ecken denken und nicht um drei oder vier. Nur eben Episode 4 fällt da ein wenig aus dem Rahmen. Zu oft weiß man einfach nicht was man tun soll oder was die Aufgabe ist. Das ist schade. In den anderen 4 Episoden klappt das allerdings wunderbar. Natürlich gibt es in der Episode 5 dann das große Finale, das auch wieder mit so eine Art Zeitlimits versehen wurde, so das es nicht wirklich eine Actionsequenz ist, aber zum in Ruhe rätseln kommt man auch nicht. An einer Stelle fand ich es ganz schön frustrierend. Aber geschafft haben wir es dann heute doch. Das erinnerte mich stark an das Finale von Teil 3. So gab es dann also wieder ein Happy End, man schaut wehmutig den Abspann (schon vorbei?), aber bekommt am Ende die Hoffnung auf einen sechsten Teil oder eine zweite Season (Season? Sea-son?? Muhaha!).

Ja, die einzelnen Folgen sind kurz. Wir haben pro Folge knapp 3 Stunden im Durchschnitt gebraucht. Das ist nicht viel, aber dafür kam auch kaum Langweile oder Frustration auf. Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht wieder einmal mit Guybrush Threepwood (mighty pirate!) loszuziehen und die Welt vor LeChuck zu retten.

Der Grund warum ich die Episoden erst so spät gespielt habe (es ist von 2009) liegt daran, das ich mir seiner Zeit nur die erste Episode heruntergeladen hatte und mir dann die deutsche Compilation Anfang des Jahres zugelegt hatte. Jene kommt in einen Pappschober mit Deckelklappe daher in dem eine Amaray-Box mit der DVD steckt. Es gibt zwar ein farbiges Benutzerhandbuch, aber sonst keine Gimicks wie Poster oder so (schade denn das Cover hat ein schönes Motiv, das man sich durchaus an die Wand hängen kann). Dafür wurde die DVD mit einigen Goodies bestückt: Wallpaper, Konzeptzeichnungen, Trailer und ein paar Making-Of Videos mit Kommentaren der Macher. Bei den Trailern findet man auch die Flashvideos die als Vorschauen auf die Folgen geschaffen wurden: I WONDER WHAT WILL HAPPEND IN THE NEXT EPISODE OF TALES OF MONKEY ISLAND. Die enthalten dann immer Vorschauen, die sich nicht wirklich auf die Story beziehen, sondern einfach nur auf die Titel der Episoden. Wunderbar gemacht! Hier als Beispiel die "Vorschau" auf die erste Episode:

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